Das Frühstück am folgenden Morgen war wie immer sehr umfangreich und schmackhaft, so dass wir gegen 8:00 Uhr gut gestärkt die letzte Etappe des Abstiegs beginnen konnten. Ein Hund begleitete uns eine ganze Weile, bis Herr Thupten ihn sehr energisch davon in Kenntnis setzte, dass seine Anwesenheit nicht erwünscht ist. Wir standen ja bei unserem ersten Trek vor einem ähnlichen Problem und waren doch sehr überrascht wie einfach es Herrn Thupten fiel, den Hund zu verscheuchen. Er schrie den Hund ein paar mal an »Tscha, Tscha« und schreckte auch nicht davor zurück einen Stock nach ihm zu werfen, mit Erfolg, denn der Hund blieb weg.
Auf dem weiteren Weg bergab kamen uns zahlreiche Dzo auf ihrem Weg zu den Weiden entgegen. Diese Kreuzung zwischen Yak und Kuh ist zwar nicht so widerstandsfähig wie das in Sikkim domestizierte Yak, es kann jedoch auch in Höhen unterhalb 3000m überleben. Herr Thupten erzählte uns, dass die Dzo recht eigenwillige Tiere sind und man ihnen am besten aus dem Weg gehen sollte, was aber auf den schmalen Pfaden nicht immer ganz einfach ist. Immer wieder wies uns Herr Thupten an, die Shortcuts zu nehmen, so daß wir gut voran kamen.
Thema unserer Gespräche während dieses Abschnitts war die jüngere Geschichte Sikkims: »Wie kam Sikkim zu Indien? Was hat sich seitdem geändert? Wie geht es weiter mit dem Tourismus?« All diese Fragen wurden in mittlerweile gewohnter Zurückhaltung beantwortet und wir erhielten einen ganz persönlichen Einblick in das gesellschaftliche und politische System Sikkims. Ob Deutschland oder Sikkim, Machtmissbrauch in Politik und Wirtschaft scheint ein globales Problem zu sein, unabhängig von Religion, wirtschaftlicher Lage, politischem System oder anderen landestypischen Eigenheiten. (Anmerkung der Redaktion: Indien gehört zu den größten Demokratien dieser Erde und welches Land außer Deutschland wurde 16 Jahre lang von einem über 100kg schweren Kohl regiert?)
Das Wetter verschlechterte sich und gelegentlich fiel etwas Regen durch das dichte Blätterdach. Wir trafen zwei in Katmandu lebende Italiener, welche mit ihrem recht jungen Führer auf dem Weg nach Tshoka waren. Die Italiener erzählten uns, dass sie in Katmandu mit Möbeln handeln und hier in Sikkim Urlaub machen. Es war nicht zu übersehen, dass sie der buddhistischen Religionsgemeinschaft angehörten, die Art und Weise jedoch, wie sie ihre Zugehörigkeit nach Außen hin demonstrierten, irritierte uns etwas. Wir waren froh, dass wir nur zu Zweit unterwegs waren. Nach etwas Smalltalk trennten sich unsere Wege wieder und wenig später erreichten wir die ersten Häuser von Yuksam.