Kalimpong
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Der Jeepfahrer für unsere Fahrt nach Kalimpong holte uns pünktlich ab, und wir verstauten unser Gepäck. Herr Thupten begleitete uns noch ein Stück auf dem Weg nach Kalimpong, und wir erreichten unser Tagesziel am frühen Nachmittag (ca. 5-6 Std. 60-80km). Kalimpong ist mit 50.000 Einwohnern etwas kleiner und beschaulicher als Darjeeling, doch ähnelt es ihm in weiten Teilen seinem großen Vorbild. Die geschützte Lage zwischen Durpin Hill und Deolo Hill in 1.200m Höhe führen zu einem sehr milden Klima und schon bei unserer Ankunft bemerkten wir die angenehm hohe Temperatur. Kalimpong hat eine bewegte Geschichte, es gehörte der Reihe nach zu Sikkim, Buthan und seit 1865 zu West Bengal. Schottische Missionare gründeten die ersten Schulen und halfen auch bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Viele Einwohner der Stadt sind Tibeter, Buthias oder Lepchas, und der Markt ist bekannt für seine große Auswahl an Handwerkserzeugnissen jeglicher Art.
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Park Hotel
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Wir wollten im Kalimpong Park Hotel absteigen, einem der wenigen Mittelklassehotels der Stadt, etwas außer- und oberhalb des Stadtzentrums gelegen. Das Hotel war für unseren Fahrer nicht leicht zu finden, aber nach ca. 45 Minuten Suche waren wir doch am Ziel. Das Hotel liegt sehr ruhig im Süden der Stadt, etwa 20 Minuten zu Fuß vom Zentrum entfernt. Der erste Eindruck eines etwas in Jahre gekommenen Mittelklassehotels wurde auch durch die Einrichtung unseres Zimmers bestätigt. Der Raum war angenehm groß mit separatem Bad und Satelliten TV, alles etwas muffig, gebraucht und abgewetzt und mit 1200 Rupee pro Nacht etwas zu teuer. Am ersten Abend sowie an allen folgenden konnten wir jedoch die Vorzüge eines solchen Hotels in Anspruch nehmen, eine überdachte Veranda mit kleinen Sitzgruppen und einem Schild des örtlichen Rotary Clubs, aufmerksames Barpersonal, gekühltes Bier zu moderaten Preisen und die Möglichkeit die nächtliche Rechnung mit unserem guten Namen zu begleichen. Das Hotel besitzt ein eigenes Restaurant, welches sowohl Frühstück als auch Abendessen serviert, die Qualität des Essen ist mir weder positiv noch negativ in Erinnerung geblieben. Mit der Zeit gewöhnten wir uns an das Flair des Hotels, genossen die Vorteile und akzeptierten die Schwachstellen.
Sabine: Auf der Veranda wurde die einzige Angst, die ich im Vorfeld des Urlaub hatte, Wahrheit: Es gibt in Indien große Spinnen. Einige große Exemplare von ihnen krabbelten am Boden, zwischen meinen Füssen herum und haben mir die ansonsten recht romatische Stimmung verdorben.
Obwohl über 90% aller Inder Hindus sind, hatten wir bisher überwiegend Kontakt zu Buddhisten, dass wollten wir in Kalimpong ändern. Ziel einer unserer Ausflüge war der Mangal Dham Parnami Mandir sein, diese hinduistische Tempelanlage wurde erst 1993 fertiggestellt ist eine der größten und wichtigsten von Kalimpong. Der Tempel fällt äußerlich durch seine enorme Größe, die Farbe rosa sowie seine zeitgenössige Architektur auf, doch er ist schwer zu finden. Nach fast vier Wochen in Indien überraschte es uns nicht, dass die Karten, die uns von Kalimpong zur Verfügung standen Not to scale waren. Im lonley planet lautet die Beschreibung »in der Nähe der Thongsa Gompa, im Norden des Zentrums«, in Rajesh Vermas Buch heißt es »Er liegt an der Relli Road, etwas mehr als einen Kilometer vom Main Market entfernt«. Ganz einfach dachten wir, und machten uns bei sehr sonnigem Wetter auf die Suche. Wir folgten den Beschreibungen, den Karten, Sabines Instinkt, ohne Erfolg. Später begannen wir die Einheimischen zu Fragen und ließen uns von einer Straßenkreuzung zur nächsten Häuserecke führen, um nach mehr als einer Stunde endlich den wirklich beeindruckenden Tempel zu finden. Der Tempel besteht überwiegend aus Marmor und ist dem Gott Krishna geweiht. Zahlreiche Statuen im Inneren des Tempels zeigen Szenen aus Krishnas Leben. Die Figuren sind lebensgroß. Ein Teil der Anlage dient als Gedenkstätte für den in Kalimpong sehr bekannten Guru Shri Mangal Dasji Maharaj.
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Markttag
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Mittlerweile war die Sonne so stark, dass sich Sabine, wie auch viele Inder, mit dem Regenschirm schützte. Die Streifzüge durch die verwinkelten Strassen von Kalimpong ermöglichten uns diverse Einblicke in das Leben und Arbeiten der Bewohner. Ein kleiner Laden mit großen Säcken, gefüllt mit bunten Körnern, Samen und Gewürzen, handgemachte Nudeln die vor der Haustür zum Trocknen aufgehängt wurden und vor allem der Markt, all dies war sehr interessant. Auf dem Mark, der Mittwochs und Samstags stattfindet, hat Sabine außer Ingwer und verschiedenen anderen Gewürzen auch unsere Chang Grundausrüstung (Hefe und Bambus-Trinkröhrchen) erstanden. Der Markt ist klar gegliedert: Dort gibt es Stände mit Kleidung, hier wird an zahlreichen Tischen Fleisch zerteilt und am anderen Ende des Platzes bieten die Händler Gewürze an. Ein geschäftiges Treiben, ein olfaktorisches Erlebnis, aber ohne unangenehme Hektik.
Hier auf dem Markt direkt vor dem Chang-Stand trafen wir auch ein anderes deutschsprachiges Paar. Wir kamen gleich ins Gespräch, da wir in Kalimpong bisher keine Europäer gesehen hatten, und wir schon vermuteten, einer aussterbenden Gattung anzugehören. Sie erzählten uns, dass sie die ersten Monate ihrer Weltreise schon hinter sich hatten und sich hier im Norden Indiens physisch aber auch psychisch vom äußerst anstrengenden Süden erholen wollten. Der Norden Indiens gefiel ihnen sehr gut und die freundliche und zurückhaltende Art der Bewohner überraschte sie angenehm, denn ihre bisherigen Erfahrungen mit Indern waren zum Teil sehr negativ. Wir weihten sie noch in die Geheimnisse der Changzubereitung ein bevor wir uns verabschiedeten. Sabine und ich unterhielten uns noch eine ganze Weile über monatelange Reisen, Indien und Darmerkrankungen und kamen zu folgender Erkenntnis: Weltreisen und der Süden Indiens sind ziemlich anstrengend.
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Restaurants |
Unsere regelmäßige Nahrungsaufnahme betreffend, möchte ich zwei Restaurants hervorheben, daß Gompu's Restaurant direkt am Dambar Chowk sowie das Nanglo Restaurant. Das Gompu's liegt sehr zentral und war für uns die erste Adresse in Kalimpong. Wir haben hier nachmittags einen kleinen Pakora-Imbiss eingenommen und später am Abend lecker gespeist, dazu gab es kühles Bier. Im Nanglo Restaurant haben wir eines unserer günstigsten Mittagessen eingenommen:
2 x Coke - 24
2 x veg. Chowmein - 20
veg. Momo - 10
veg. Thukpa - 20
Total 74 Rupee
Die Einrichtung des Restaurants war eher spartanisch, das Essen hingegen sehr lecker und äußerst umfangreich. Jetzt wollt Ihr natürlich Wissen, wo Ihr diesen Geheimtipp finden könnt, aber Sorry ich habe wirklich keine Ahnung mehr wo genau das Restaurant liegt, irgendwo im Gewimmel der Innenstadt.
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Jesus war ein Inder!
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Bei unseren Streifzügen stießen wir auch auf eine katholische Kirch, die einem buddhistischen Tempel sowohl wegen der Architektur des Gebäudes als auch wegen der Jesusdarstellungen glich. Jesus war ein Inder!!!
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Abreise |
Im Hinblick auf unsere anstehende Heimreise stellte sich noch ein Problem: Wo übernachten wir in Delhi? Schnell waren wir uns einig, dass wir ein Zimmer reservieren wollten, irgendwo im Zentrum, nicht zu weit entfernt vom Flughafen, Mittelklasse, mit Klimaanlage selbstverständlich und es darf ruhig etwas teurer, aber nicht zu groß oder zu klein sein. An der Rezeption unseres Hotels erhielten wir ein Hotelverzeichnis und wenig später hatten wir drei Mittelklassehotels in Indiens Hauptstadt ausgewählt. Eigentlich hofften wir, dass der Mann an der Rezeption unsere Reservierung übernehmen würde, doch leider weigerte er sich standhaft, so dass Sabine, auf Grund ihrer besseren Englischkenntnisse, den Anruf tätigen musste. Sabine war sich nach dem Anruf nicht sicher ob unser Anliegen (Reservierung eines Zimmers) erfolgreich übermittelt werden konnte, denn ihr Gesprächspartner in Delhi verfügte nur über eine geringe britisch-englische Sprachkompetenz jedoch über eine gewagte Hindi-Englisch-Aussprache.
Sabine: Das Englisch der Inder wird mir wohl ein Rätsel bleiben, denn obwohl sie Vokabeln und Grammatik gut beherrschen, blieben ihre Aussagen mir oft unverständlich. - Heiko hat sie oftmals besser verstanden als ich. Vielleicht weil sein Ohr nicht britisches Englisch erwartete.
Nach zwei erholsamen Tagen in Kalimpong bereitetn wir uns auf unsere letzte große Prüfung vor: Delhi. Wir wurden nach dem Frühstück wir geplant von einem Minibus abgeholt und auf der Fahrt zum Flughafen nach Bagdogra wurde uns langsam klar, dass wir die Berge jetzt endgültig verlassen würden. Uns fiel der Abschied vom Himalaya nicht leicht und was uns in Delhi erwarten würde konnten wir nur erahnen. Die Fahrt zum Flughafen dauert etwa 2,5 Sunden (80 km) und noch vorm Erreichen des Flughafengebäudes begann es zu Regnen. Das Betreten des Gebäudes war nur mit Flugticket oder Eintrittskarte möglich und in der Wartehalle drängten sich Hunderte von Personen. Wir machten unseren Check In und genehmigten uns einen kleinen Snack im Flughafen Restaurant. Während mein Rucksack schon auf dem Weg in den Bauch unseres Flugzeugs war, machte ich eine erschreckende Entdeckung: All unsere Filme waren ungeschützt im Rucksack als dieser durchleuchtet wurde. Waren nun all unsere Bilder futsch? Hatten wir jetzt Schwarz auf Schwarz den Beweis, dass Röntgenstrahlen in zu hoher Dosis nicht nur Menschen gefährlich werden können? Hatten wir jetzt endlich eine Grund um unseren Urlaub zu wiederholen? Es sollte noch fast eine ganze Woche dauern, bevor ich Entwarnung geben konnte: Die Bilder sind wohlauf!
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