Trekking in Sikkim und Darjeeling
Ein Bericht über eine 4-wöchige Reise in den Nordosten Indiens
(vom 14. Mai bis 10. Juni 2000) Teil 14.
Delhi I (471KB) |
Der Flug von Bagdogra nach Delhi verlief problemlos und wir landeten am Nachmittag sicher in Indiens Hauptstadt. Schon beim Anflug wurde uns klar, dass dies eine wirkliche Metropole ist, denn minutenlang überflogen wir das Stadtgebiet. Nach der Landung mussten wir uns nur kurz orientieren und wenig später hatten wir auch unser Gepäck wieder. Nach unseren Erlebnissen bei der ersten Ankunft in Delhi wollten wir diesmal auf Nummer sicher gehen: Wir steuerten zielstrebig den Schalter der Traffic Police (Verkehrspolizei) an und kauften ein Prepaid-Ticket für ein Taxi in die Innenstadt. Die Idee von Prepaid ist einfach aber effektiv:
Wir empfanden dieses Prepay-Verfahren als sehr angenehm, da wir mit dem Fahrer nicht um den Preis feilschen mussten und ohne Verzögerungen unser Ziel erreichten.
Unser Chauffeur war ein junger, freundlicher Inder mit eingeschränkten Englischkenntnissen und einem alten Ambassador-Taxi. Da wir ja nur einen Tag Aufenthalt in Delhi hatten, vereinbarten wir mit unserem Fahrer gleich einen Termin. Er sollte uns am Nachmittag des kommenden Tages vor unserem Hotel abholen und zum Flughafen fahren. |
Jukaso Inn down-town Detailplan Connaught Place |
Das Jukaso Inn down-town liegt, wie der Name schon sagt, mitten in der Stadt am Connaught Circus im L-Block (Achtung: In Indien werden Stück für Stück Strassen und Städte mit englischer Vergangenheit umbenannt, so wird aus Connaught Place und Connaught Circus - Indira Chowk und Rajiv Chowk; Calcutta, Madras und Bombay werden zu Kolkota, Chennai und Mumbai). Die Reservierung aus Kalimpong hatte wohl funktioniert, denn der Mann an der Rezeption begrüßte Sabine mit ihrem Namen. Es stellte sich schnell heraus, dass das Jukaso Inn keine Nobelherberge ist, aber für eine Übernachtung ausreichend Komfort und Service bietet. Das Zimmer war gepflegt und ausgestattet mit Klimaanlage, Satelliten-TV, Dusche und einer gefüllten Obstschale zur Begrüßung. Das einzige Fenster mündete leider in einen Luftschacht. Nach einer Ruhepause und der anschließenden Körperreinigung starteten wir unsere Entdeckungstour. |
Ausflug |
Schon wenige Minuten nachdem wir unser Hotel verlassen hatten, wurde uns klar, dass wir in Delhi nicht unter Einsamkeit oder fehlender Aufmerksamkeit leiden würden, das Gegenteil war eher der Fall. Es schien, als ob jeder Inder im Umkreis von 5-10 Metern uns behilflich sein wollte und das, obwohl wir weder um Hilfe gebeten bzw. diese nötig hatten. Zu Beginn unserer Expedition antworteten wir auf jede Frage freundlich und nett, im Verlauf unseres Ausflugs, nach etwa einer Stunde und 30 Fragen, begannen wir, etwas genervt, unser Verhalten zu ändern. Fahrer, Führer, Verkäufer oder einfach nur Wegelagerer versperrten uns den Weg um uns zu helfen, zu retten oder einfach nur übers Ohr zu hauen. Wir begannen sie zu ignorieren. Sabine: Allerdings folgte uns irgendwann an diesem Abend ein kleiner, vielleicht vierjähriger Junge, offensichtlich unterernährt und arm, der uns einen herzförmigen Luftballlon verkaufen wollte. Obwohl ich wußte, daß wir dem Kleinen nicht wirklich helfen würden und wir damit vermutlich weitere zehn Kinder am Bein hätten, war ich hin- und hergerissen, traurig, voller Schuldgefühle. Er schien das zu spüren und folgte uns mit immer geringerem Abstand bis Heiko ihn erfolgreich abwimmelte. Ich bin mir natürlich bewusst, dass wir als Touristen das Betteln und Abzocken unterstützen bzw. erst lukrativ machen und somit an dieser Misere ebenfalls Schuld sind, doch diese geballte Aufdringlichkeit war einfach zuviel. Während unserer Ausflüge in die nähere Umgebung stellten wir fest, dass wir mit dem Jukaso Inn ein ganz akzeptables Hotel gefunden hatten. Nach diversen Runden um den Connaught Circus wurde es langsam dunkel und wir hungrig. Wie wir am nächsten Tag noch feststellen sollten, kann der Besuch eines bewachten und vollklimatisierten Restaurants in Delhi aus dreierlei Gründen angenehm sein:
Die Punkte 2 und 3 waren zu diesem Zeitpunkt für uns ausschlaggebend. Wir fanden ein Mittelklasse Restaurant direkt am Circus mit freundlicher und zuvorkommender Bedienung und stillten unseren Hunger. Zurück im Hotel zappten wir noch eine Weile durch die indische Fernsehlandschaft, bevor wir letztendlich ins Bett gingen. |
Wir schliefen angenehm ruhig und wurden von einer Zeitung, welche unter der Tür durchgeschoben wurde, geweckt. Das Frühstück im Jukaso Inn war wie das ganze Hotel, O.K. aber nichts besonderes. Wir packten unsere Sachen ein letztes Mal zusammen und verließen das Zimmer. Unsere vollgestopften Rucksäcke konnten wir bis zu unserer endgültigen Abreise im Hotel deponieren. Delhi war schon am frühen Morgen heiß und schwül und im Verlauf des Tages sollten wir noch erfahren was der Begriff Pre-Monsun bedeutet. Unsere Tour begann, wie sie am Abend vorher endete, mit einer Runde um den Connaught Circus. Wir versuchten so gut es ging im Schatten unterhalb der Arkaden zu bleiben, um uns nicht am letzten Tag in Indien noch einen Sonnenbrand zu holen. Nach den Erlebnissen des letzten Abends versuchten wir die Bettler soweit es geht zu ignorieren. Wir wurden zwar immer noch angesprochen, doch Häufigkeit und Intensität waren um einiges geringer als am Tag zuvor. In William Sutcliffe Are you experienced? habe ich hierzu eine interessante Stelle gefunden: »You get a look on your face - an impervious look which the beggars can spot, and they stop bothering you because they can tell that you've stopped noticing them and won't give them any money.« Da der Aufenthalt in Delhi für uns nur eine transport-technische Notwendigkeit darstellte, hatten wir kein direktes Ziel bei unserem Ausflug. Sabines einziger Wunsch war es, das Grabmal von Mahatma Gandhi zu besuchen. Laut Reiseführer und Karte war das Grabmal kaum zu verfehlen und in Laufentfernung zum Connaught Place. In den nächsten zwei Stunden irrten wir durch Delhi. Wir erkannten recht schnell, daß auch die Karten der Hauptstadt not to scale waren. Doch als wir feststellten, dass das Verhältnis von eingezeichneten Strassen zu real existierenden Strassen sich bei 1:3 einpendelte, brachen wir die Suche nach Gandhis Grabmal ab. Die Sonne brannte erbarmungslos und wir kamen durch Gebiete, die Sabine als Slums bezeichnete. Auf den Strassen war immer viel los, Verkaufsstände, kleine Werkstätten und die Wäsche wurde auf dem Bürgersteig getrocknet und gebleicht. Hier und da sahen wir auch ein paar Heilige Kühe im Vorgarten eines Hauses grasen. Unser Ausflug führte uns in touristisch wenig erschlossenen Bereiche der Innenstadt und obwohl wir hier die einzigen Europäer waren, wurden wir hier nur selten angesprochen. Da die Hochhäuser und Hotels in der Nähe des Connaught Circus von überall gut zu sehen sind, hatten wir kein Problem unseren Heimweg zu finden. Nach zwei Stunden in praller Sonne waren wir halbgar und froh unter den Arkaden des Connaught Circus etwas Abkühlung zu finden. |
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Unser Hunger und Durst hatte nur ein Ziel, und obwohl es überall Wegweiser gab brauchten wir noch eine halbe Stunde, bis wir zum erstenmal das rote Schild McDonald's sehen konnten. Wir hatten unser Ziel erreicht. Der Wachmann am Eingang liess uns passieren, kühle Luft kam uns entgegen, wir fanden einen Sitzplatz im ersten Stock und waren froh auf der Speisekarte den vertrauten Big Mäc zu finden. Nach unserem Horrortrip durch Delhi genossen wir das scheinbar vertraute Umfeld. Und nicht nur wir hatten dieses Stück westliche Kultur gesucht und gefunden, zwei Dutzend anderer Touristen waren zu Gast in dieser Oase, abgeschottet von der Außenwelt. Wir hatten das Gefühl, dass einige Gäste nur wegen der Klimaanlage und dem westlichen Ambiente diesen Ort aufgesucht hatten und die Angebote der amerikanischen Küche verschmähten. Wir genossen eine kühle Stunde mit Hamburger, Pommes und Cola. Zwei interessante Details fielen mir auf:
Nach dieser Erholung waren wir wieder bereit für neue Abenteuer und bis zu unserem Abflug am späten Nachmittag wollten wir noch was erleben. |