Trekking in Sikkim und Darjeeling
Ein Bericht über eine 4-wöchige Reise in den Nordosten Indiens
(vom 14. Mai bis 10. Juni 2000) Teil 2.
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Es war mittlerweile 18:00 Uhr als wir aus dem Taxi stiegen. Darjeeling empfing uns mit einer Mischung aus schottischem Regen und englischem Nebel. Wir wollten uns schnell ein Zimmer suchen, danach noch etwas Essen und dann ab ins Bett. Wir stellen recht bald fest, das in Darjeeling Hochsaison war, denn die ersten Hotels, die wir betraten waren ausgebucht. Nach etwa einer Stunden hatten wir dann endlich ein Zimmer im Untergeschoß eines Hotels gefunden, gut genug für eine Nacht. Den Namen des Hotels habe ich vergessen und wenn ich ihn noch wüsste, würde ich das Hotel höchstens als Notlösung weiterempfehlen. Das Hotel war ziemlich zentral gelegen, so dass wir in wenigen Minuten die Touri-Meile von Darjeeling, die Nehru Road erreichten. Es war jetzt schon recht dunkel, doch die Strasse war voll von Menschen und die fliegenden Händler waren eifrig dabei ihre Waren an die überwiegend indische Kundschaft zu bringen. Wir waren scheinbar die einzigen Europäer und unsere, für indische Verhältnisse enorme Größe führte dazu, dass jede unserer Handlungen interessiert verfolgt wurde. Aktuell stellte sich uns die Frage der Nahrungsaufnahme. Wir waren zwar ersteinmal satt von der großen Anzahl der neuen Eindrücke, doch hungrig auf indisches Essen. Da sich unsere Experimentierfreude erst in den nächsten Wochen einstellen sollte, entschieden wir uns für eine Art indisches Schnellrestaurant. "Dosa" (Dünner Pfannkuchen mit herzhafter Füllung) war das erste indische Gericht, welches wir zu uns nahmen und es sollte nur der Anfang einer langen Reihe von ausnahmlos leckeren und sehr bekömmlichen Gerichten sein. Sabine: Unser Schlaf während der ersten Nacht in Darjeeling war zwar sehr tief, aber nicht ausgesprochen lang, denn so gegen 5:00 Uhr erwachte das Hotel, vor allem das sehr laute Reinigungspersonal. Als wir wenig später geweckt wurden mit der Frage ob wir nicht ein Taxi nach ??? bestellt hätten, entschlossen wir uns aufzustehen und uns eine symphatischere Unterkunft für die nächsten Tage zu suchen. Da es aber noch früher Morgen war und wir vermuteten, dass die Suche einige Zeit und Kraft in Anspruch nehmen würde schauten wir uns ersteinmal nach einer Frühstücksmöglichkeit um. |
Nur wenige Meter von unserem ersten Hotel entfernt, direkt an einem Taxi-Stand, entdeckten wir das Dekevas-Restaurant, eine Entdeckung welche den weiteren Verlauf unserer Reise sehr positiv beeinflussen sollte. Das Personal war uns gleich symphatisch und wir wurden sehr schnell auf ein Schild aufmerksam, welches auf ein Hotel im gleichen Gebäude verwies, das Dekeling Hotel . Wir fragten nach einem Zimmer und wenige Minuten später standen wir 3 Stockwerke höher an der Rezeption unseres neuen Hotels. Das Zimmer mit Doppelbett und Badezimmer kostete 600 Rupee und wir brauchten nicht lange, um das Dekeling Hotel als Ausgangsort für unsere nächsten Aktivitäten zu akzeptieren. Insgesamt sollte uns das Hotel für fast zwei Wochen als Basislager dienen. Nach dieser erfolgreichen Aktion schmeckte das Frühstück natürlich noch besser und wir konnten ruhig und gelassen unserem ersten Tag in Darjeeling entgegensehen. |
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Uns wurde sehr schnell klar, daß Darjeeling im Mai und Juni ein beliebtes Urlaubsziel für wohlhabende Inder aus dem Süden ist. Speziell der Tourist aus Kalkutta, welcher in Darjeeling versucht dem sehr heißen Klime der Ebene zu entfliehen, sollte uns durch sein Aussehen und Verhalten noch öfters zum Nachdenken anregen. Dass die Stadt aus allen Nähten platzte, bewiesen sowohl die überquellenden Abwasserkanäle, als auch der Wassermangel und die zahlreichen Stromausfälle. Unser erster Ausflug in die Strassen Darjeelings wurde mit dem Erwerb eines chinesischen Regenschirms (110 Rupee) gekrönt, ein sehr nützlicher Gegenstand für die nächsten 3 Wochen. Tag um Tag erkundeten wir neue Strassen, Plätze, Geschäfte und natürlich Restaurants, sodaß ich im Folgenden nur die Höhepunkte wiedergeben möchte, ohne den Anspruch auf eine chronologische Reihenfolge. An einem der ersten Abenden suchten wird das Triveni Restaurant auf, um sowohl unseren Hunger als auch unser Mitteilungsbedürfnis in Form einer Email zu stillen. Mittlerweile hatten wir uns daran gewöhnt, daß der Gast seine Bestellung selbst auf einen kleinen Block schreiben musste, sodaß dieser Vorgang uns nicht mehr irritierte. Während wir auf das Essen warteten versuchte ich im Raum nebenan eine Email an "die Lieben" zu Hause zu schicken. Die "Internet-Cafe-Dichte" in Darjeeling ist recht gut und für 1,5-2 Rupee pro Minute kann man mit ca. 400 Byte/s im Internet surfen. Mein GMX-Account meldete sich recht schnell, und da ich ja mein Adressbuch aktualisiert hatte sollte auch das Verschicken der Mail recht zügig gehen (Tipp: Den Email-Text immer auf Papier vor schreiben), doch ein Blick zurück ins Restaurant machte mich stutzig: Das Licht war aus, denn der Strom war wieder mal ausgefallen und im Restaurant standen Dutzende von Kerzen auf dem Tisch....doch mein Rechner war immer noch AN und Online!!!! Ein kurzer Blick unter den Tisch ......riesige LKW-Batterien waren die Lösung des Rätsles bzw. die Stromquelle für meinen PC. Dass der Vorgang "Hoppala der Strom ist weg hol doch mal die Kerzen" bzw. "Entschuldigung der Junge macht gleich den Generator an" zum Alltag in Darjeeling gehört, wussten wir damals noch nicht. Mehrere Stromausfälle an einem Tag sind nicht ungewöhnlich, doch die meisten Geschäfte und Restaurants sind darauf vorbereitet, und an diese Art von "Candlelight diner" hatten wir uns schnell gewöhnt. Die Email war also auf ihrem Weg und das Essen war wie immer lecker. Besonders zu erwähnen ist der Lemon tea, wenig Tee mit viel heißer Zitrone, welcher hier im Triveni Restaurant besonders gut und billig ist. Das angeschlossene Guesthouse wird überwiegend von Europäern besucht, wobei es einigen von ihnen wohl entgangen sein muss, das man in den Niederlanden ungestraft "weiche" Drogen zu sich nehmen darf, wo hingegen der gleiche Vorgang in Indien mit bis zu 10 Jahren Haft bestraft wird. Zum Thema Drogen möchte ich noch erwähnen, das mir mindestens 1x pro Tag (max. 5-8x) meist auf der Nehru Road, hilfreiche Inder ein Gespräch zu diesem Thema aufzwingen wollten. Gängiges Schema: Hilfreicher Inder: "Something to smoke?" Heiko: "No thanks" Das Publikum im Triveni Restaurant/Guesthouse bestand überwiegend aus Teilzeitaussteigern, Halberleuchteten und Gelegenheits-Kiffern welche auf dem Weg zu einer höheren Bewußtseinsebene wohl hier gestrandet waren. |
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Zum Zwecke des Test unserer Leistungsfähigkeit auf über 2.143m Höhe, machten wir einen kleinen Ausflug zum Tiger Hill (2.590m). Über die "Tenzing Norgay Road" und Ghoom ging es zu diesem berühmten Berg, auf dem man bei Sonnenaufgang (4:30 Uhr) einen wunderbaren Ausblick auf die höchsten Berge der Welt haben soll. Ich benutze hier bewußt den Konjunktiv (die Möglichkeitsform), da die starke Wolkenbildung an diesem Tag, uns den Blick versperrte. Aber somit blieb uns wenigstens das Schicksal der Hauptfigur in James Hilton's Roman "Lost Horizon" (Der verlorene Horizont) erspart: "Einmal, als man ihn auf den Tigerberg bei Darjeeling führte, damit er den Sonnenaufgang auf dem Everest sehe, war der höchste Berg der Welt ganz entschieden eine Enttäuschung für ihn gewesen." |